Lore Plietzsch. Karla Woisnitza
Ausstellungseröffnung: Sonntag, 26. August, 15 Uhr
Begrüssung: Dr. Gerlinde Förster, GEDOK e.V.
Einführung: Thomas Kumlehn, Kurator
Musik: Sumse Keil (Vocal), Sergej Filioglo (Klavier)
Lore Plietzsch und Karla Woisnitza zeigen mit der neuen Ausstellung der Galerie Kunstflügel im 20. Jahr ihres Bestehens nicht nur die Unterschiedlichkeit ihres künstlerischen Arbeitens, sondern auch, dass es möglich ist, scheinbar Unvereinbares gleichberechtigt interagieren zu lassen. Ausgewählt haben beide Künstlerinnen wesentliche Werkgruppen ihres Schaffens. Die ältesten Arbeiten datieren aus der Zeit, als sie jeweils etwa 40 Jahre alt waren. Die jüngsten hingegen entstanden 2018.
Lore Plietzsch (*1930 in Altenburg) begann 17-jährig mit dem Studium an der Hochschule für Baukunst und Bildende Künste in Weimar. Von 1952 bis 1956 war sie Meisterschülerin bei Fritz Cremer an der Deutschen Akademie der Künste, Berlin (DDR).
Karla Woisnitza (*1952 in Rüdersdorf bei Berlin) begann 21-jährig ein Bühnen- und Kostümbildstudium an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden, das sie 1978 abgeschlossen hat. Ebenfalls in Dresden absolvierte sie 1990/91 extern ihr Diplom für Malerei und Grafik.
Sie leben und arbeiten seit 1956 bzw. seit 1980 freiberuflich in Berlin. Begegnet sind sie sich vor drei Jahren zum ersten Mal. Aus dieser von dem Kurator Thomas Kumlehn initiierten Begegnung entstand die Idee, gemeinsam auszustellen.
Die Arbeitsfelder von Lore Plietzsch umfassen Kleinplastik und seit vielen Jahren Porträtköpfe, die vor allem im privaten Auftrag entstanden sind. Sie arbeitet gern mit Gips, wenn ein Bronzeguss vorgesehen ist. Die Porträtköpfe formt sie bevorzugt in Ton und erfasst damit feinnervig den wahrgenommenen Ausdruck und die Haltung des zu Porträtierenden. Das gestalterische Nahekommen, ein stilles, verbindliches Selbstverständnis der Künstlerin im Umgang mit dem Modell, ist jedem Werk inne. Die ausgestellten Zeichnungen stehen in Korrespondenz zu den Porträts.
Karla Woisnitza „lebt zwischen Mikro- und Makrokosmos, sie zeigt das, was sonst unsichtbar bleibt“. (Helen Adkins, 1999) Ihre Themenstellungen sind sowohl zeit- als auch werkgeschichtlich verbunden. Die Vorliebe fürs Serielle und Synästhetische wird von unerwarteten Begegnungen ausgelöst. Dafür besitzt sie eine offene und präzise Welt-Wahrnehmung. Ihre Werkreihen sind künstlerischer Ausdruck für eine komplexe und systematische Transformation empirischer Eindrücke in Materialfindungs-, -aufbereitungs- und Herstellungsprozesse zu Bildern. Diese Arbeitsweise ist auf Grund der technischen Schrittfolge oft aufwendig, riskant und zeitlich im Voraus nicht zu bestimmen.
Bereits im Eingangsbereich der Galerie tritt den Besuchern mit zwei Selbstporträts aus dem Jahr 2018 die gleichberechtigte Unterschiedlichkeit der Künstlerinnen gegenüber: burschikos „Gehendes Mädchen" von Lore Plietzsch in unprätentiöser Haltung scheinbar auf den Besucher zulaufend und „o talitä" von Karla Woisnitza wie ein frecher, hintersinnig gemeinter Trompetenstoß - Auftakt für eine anregende Ausstellung.